Dein kleiner Bruder.

Dein kleiner Bruder sagt es dir nie, aber er liebt dich so, so sehr. Mit zwölf ist man in der Phase, in dem einen die Familie peinlich ist. In der man nicht zugibt, dass Papa noch immer der größte Held ist und in der man eine Umarmung von Mama nur heimlich genießt.

Du bist darüber hinaus. Aber vergiss nicht, dass du auch einmal so gefühlt hast. Jetzt bist du erwachsen, oder denkst es zumindest. Und du weißt, dass dein kleiner Bruder in ein paar Jahren so stolz auf dich sein wird, wie du es auf ihn bist. Du willst ihn vor allem beschützen und vor allem verteidigen. Du hast dich bereits vor mehr als einem Kind aufgebaut und ihm eine Standpauke gehalten, dass es nicht in Ordnung ist, deinen Bruder zu ärgern. Und du würdest es jederzeit wieder tun.

Und wenn du daran denkst, dass für dich niemand die Buntstifte angespitzt hat und keiner dir Sandwiches mit Ketchup gemacht hat, dann weißt du auch wieder, warum du es tust.

Und jetzt, wenn dein Bruder dir gegenüber steht, einen weiteren Schneeball in der Hand und ein breites Grinsen auf dem Gesicht, dann kannst du ihm nicht böse sein, dann musst du laut loslachen. Denn mit seiner schwarzen Pudelmütze, die ihm bis zu den Augen geht und der etwas zu großen Winterjacke sieht er aus, als wäre er in der Waschmaschine eingelaufen.

Du stehst auf und klopfst dir den Schnee von den Klamotten. Du machst einen Schritt auf ihn zu und er weiß für einen Moment nicht, ob dein ernster Gesichtsausdruck nur gespielt ist, oder ob du ihn gleich tatsächlich anschreien wirst. Er lässt die Hand mit dem Schneeball sinken und verzieht das Gesicht zu einem unsicheren Blick. Das ist genau der Fehler, auf den du gewartet hast. Du stürzt dich auf ihn und in weniger als drei Sekunden hast du ihn unter dir im Schnee begraben.

Als Außenstehender kann man nicht sagen, wo dein Lachen aufhört und seins anfängt. Aber es ist eine himmlische Melodie, die durch euren Garten tönt.

Dein kleiner Bruder sagt es dir nie, aber er liebt dich so, so sehr.

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